Weitere Gespräche vom Cern
Am Mittwoch war der grosse Tag, als der Large Hadron Collider (LHC) am Cern zum ersten Mal in Betrieb gesetzt wurde. Danach begann aber erst die eigentliche Arbeit für die Forscherinnen und Forscher am Cern. Wie ging es am Cern nach dem "First Beam Day" weiter? Cern-Forscher Rüdiger Schmidt im Gespräch mit Patrik Tschudin.
Viel Applaus gabs und grosse Freude herrschte, als der Protonenstrahl im Cern durch den 27 Kilometer langen Ring kreiste. Aber wozu wurden da unter dem Boden rund 10 Milliarden Franken verbaut? Der Physiker John Ellis kennt die Antwort: Es geht um nichts geringeres als die Klärung der Frage: Woraus ist die Welt gemacht?
Am Cern sind Tausende Forscherinnen und Forscher beschäftigt. Auffallend: Man trifft sehr viele junge Forscher. Die Doktoranden Marco Gersaweck und Angela Büchel gehören zur jungen Generation. Sie waren am Mittwoch auch beim Start dabei.
Nach dem Sturm: Das Pressezentrum leert sich

Unzählige Gipfeli, Kaffees und Sandwiches später: Das Pressezentrum im Globe leert sich. Die türkischen und japanischen Kollegen sind noch da, RAI ist schon weg und Radiotelevisión Española schneidet noch einen letzten Fernsehbeitrag. Nach dem grossen Event scheinen sich die meisten Journalisten (wir eingschlossen!) auf ein richtiges Abendessen zu freuen.
Um nochmals kurz auf den LHC als Medienevent zurück zu kommen: Noch nie wurde ein Teilchenbeschleuniger mit so einer grossen Medienpräsenz in Betrieb genommen. Das setzte eine professionelle Organisation voraus - die sich auch bestätigte: Die Informationen kamen umgehend und es bestand mehrmals die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Nicht zu vergessen: Es bestand die ganze Zeit das Risiko, dass der LHC-Start missglückt und verschoben wird. Dann hätten die rund 250 Medienvertreter nicht viel zu Berichten gehabt.
Wie geht es weiter?
Lyn Evans und Jon Engelen gaben soeben Auskunft über das weitere Vorgehen am Cern. Als nächstes wird versucht, den Protonenstrahl 50 bis 100 Mal im Ring zirkulieren zu lassen, anschliessend soll der Strahl beschleunigt werden, um hohe Energien zu erreichen. Dann müssen dann viele detaillierte Messungen vorgenommen und der Strahl und die Detektoren richtig eingestellt werden.
Und wann finden denn nun die ersten Kollisionen statt? Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler hat bei Lyn Evans nachgefragt. "So schnell wie möglich" - Patrik Tschudin hat das Gespräch mitgefilmt.
Computer am Cern: Verteilte Rechenpower

Wolfgang von Rüden (links), Leiter der CERN-IT-Abteilung, erklärt im Gespräch mit Martin Heule die Dimensionen der Computerhardware und Datenmengen.
Thank God for this day!
Anschliessend bestand die Möglichkeit, Fragen zu stellen: "Was ist mit den Staaten, die nicht am Cern beteiligt sind? Profitieren die auch von diesem Projekt?" fragte ein Journalist aus Brasilien. Die Antwort kam umgehend: Alle Resultate sollen der gesamten Welt kostenlos zur Verfügung gestellt, bestimmte Techniken und Neuentwicklungen jedoch patentiert werden. "Und was ist mit dem Higgs-Teilchen?" wiederholte ein britischer Journalist die wohl meist gestellte Frage. Erneut wurde von Seite des Cern betont, dass man sehr zuversichtlich ist, mit dem LHC etwas zu finden, das für die Masse der Teilchen verantwortlich ist - ob es nun "Higgs" heisst oder nicht. Leider wurde die Fragerunde viel zu früh unterbrochen und die Frage einer italienischen Kollegin, ob sich so enorme "Intellekt-Investitionen" wie der LHC oder auch das Human Genom Projekt überhaupt auszahlen, nicht befriedigend beantwortet.
Es geht weiter
Meyers gab auch das weitere Vorgehen bekannt: Momentan versucht man, beide Strahlen gleichzeitig zirkulieren zu lassen - nicht nur 2 bis 3 Mal, sondern mehre tausende Male. Die Energie soll dabei konstant erhöht werden. Anschliessend sollen dann erste Kollisionen stattfinden.
Geschafft: Der zweite Strahl erreicht sein Ziel
Der zweite Strahl ist unterwegs
Erste Bilder von ATLAS

Soeben wurden erste Bilder und Animationen aus dem ATLAS-Detektor veröffentlicht.
Update: Der Strahl ist ausgeschaltet
In ungefähr 10 Minuten wird man zudem versuchen, den zweiten Protonenstrahl in Gegenrichtung zu starten. Weiter erklärte Schmidt, dass der erste Strahl von heute Morgen den Ring bis jetzt insgesamt nur drei Mal umkreist hat. Bevor versucht werden kann, den Strahl kontinuierlich zirkulieren zu lassen, müssen noch einige Einstellungen vorgenommen werden. Schmidt rechnet damit, dass dies im Laufe des Abends so weit sein wird.
Schmidt betonte ausserdem, dass es noch Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern wird, bis man den Teilchenbeschleuniger voll nutzen kann.